Seit 20 Jahren sind das evangelisch-lutherische Dekanat Sulzbach-Rosenberg und das ostmährische Seniorat der Böhmischen Brüder in einer Partnerschaft verbunden. Zur Feier des Jubiläums finanzierte der Deutsch-Tschechische Zukunftsfond eine Begegnung in Prag.
Der Sulzbacher Stadtpfarrer Dr. Roland Kurz und Pfarrer Konrad Schornbaum aus Eschenfelden waren mit Erzieherinnen der evangelischen Kindergärten im Landkreis angereist. Aus Ostmähren kamen die Pfarrer Jan Hudec, Daniel Heller sowie Wiera und Miroslaw Jelinek, die vielen im Dekanat noch von ihrem Besuch im Frühjahr mit dem Handglockenorchester in Erinnerung sind. Auch sie brachten viele Kindergarten-Erzieherinnen mit. Die Zusammenarbeit der Kindergärten war 1995 der Beginn der Partnerschaft und trägt sie bis heute.
Die Begegnung begann gleich mit einem Höhepunkt: Senator Jiří Čunek hatte die deutsch-tschechische Gruppe in das Palais Wallenstein, den Sitz des tschechischen Senats, eingeladen. Er führte selbst durch Plenarsaal und Repräsentationsräume des großartigen, frühbarocken Baus und erläuterte dabei die Geschichte und das gegenwärtige politische System in Tschechien. Die Partner besichtigten auch das Klementinum, Sitz der tschechischen Nationalbibliothek, in der seit 1930 jedes in Tschechien veröffentlichte Buch gesammelt wird. Bei der Gelegenheit konnte kurz ein Abstecher zur Karlsbrücke gemacht werden, wo an einem der Tortürme das Sulzbacher Wappen eingemeißelt ist.
Aber auch Besuche in Prager Gemeinden und Kindergärten standen auf dem Programm. In einem deutsch-tschechischen Kindergarten im Prager Stadteil Vinohrad erstaunte eine Fünfjährige die Gäste: „Ich spreche Armenisch, Russisch, Deutsch und Tschechisch“, sagte sie in akzentfreiem Deutsch. Im Saal der Brüdergemeinde in Libeň zeigten die deutschen Erzieherinnen den einheimischen Mitarbeitern, wie man kleinen Kindern mit Figuren und einfachen Materialien die Weihnachtsgeschichte vermitteln kann.
Viel Zeit war reserviert für das Gespräch mit vielen Bildern, Liedern und Erinnerungen an 20 Jahre Partnerschaft. „Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Kindergärten hängt immer an Einzelpersonen, die sich dafür einsetzen“, stellte Stadtpfarrer Dr. Kurz fest. „Wir können uns glücklich schätzen, dass wir über 20 Jahre immer Menschen gefunden haben, die zu diesem Engagement bereit waren.“
Einen letzten Höhepunkt bildete der Besuch der Deutschen Botschaft im Palais Lobkowitz. Es war ergreifend, in dem legendären Garten zu stehen, wo im Herbst 1989 Tausende campierten, um der Unfreiheit der DDR zu entfliehen. Die Ereignisse in der Prager Botschaft, die auch ein Teil der Freiheitsgeschichte des tschechischen Volkes sind, wurden in einem großartigen Film noch einmal in Erinnerung gerufen. „Wenn man sich vorstellt, dass 1989 in diesem Garten mehr als 3000 Menschen Zuflucht fanden, ist es beschämend, dass heute einige meinen, die Aufnahme von 3000 Flüchtlingen würde die Tschechische Republik überfordern“, sagte Pfarrer Heller nachdenklich.
Mit vollen Herzen nahmen die deutschen Besucher von den tschechischen Freunden Abschied: „na shledanou – Auf Wiedersehen!“